“Geschichten von Frauen aus der weiblichen Perspektive erzählen” | Start | DW | 07.03.2021
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“Geschichten von Frauen aus der weiblichen Perspektive erzählen”

DW-Journalistin Jenipher Camino Gonzalez hat einen der meistgelesenen DW-Artikel des Jahres 2020 geschrieben. Hier spricht die Journalistin darüber, was es bedeutet, als Frau in den Medien zu arbeiten.

Die Journalistin Jenipher Camino Gonzalez aus Venezuela arbeitet in der DW-Redaktion News and Current Affairs. Sie ist unter den DW-Journalistinnen, die im vergangenen Jahr mit ihrer Arbeit die größte Reichweite hatten. Ihr Artikel über die Heuschreckenschwärme in Pakistan war einer der meistgelesenen Artikel in 2020.

Was ist das Beste daran, als Frau im Journalismus zu arbeiten?  

Ich würde sagen, dass die eigene Lebenserfahrung und Perspektive als Frau, insbesondere als Woman of Color, wichtig ist, um die Geschichten von Frauen auf der ganzen Welt möglichst treffend zu erzählen. Eine Frau im Journalismus zu sein, ist besonders hilfreich, wenn es darum geht, sensible und schwierige Themen wie sexuelle Belästigung oder geschlechtsspezifische Diskriminierung von Frauen zu behandeln.  

Was bedeutet der Internationale Frauentag für Sie?

Der Internationale Frauentag ist für mich ein Tag des Gedenkens: ein Gedenken an den andauernden, langwierigen und schwierigen Kampf für die Gleichstellung der Frauen in der Gesellschaft, weltweit. Gleichzeitig ist dieser Tag auch eine Erinnerung daran, dass die westlichen Länder zwar bereits viel erreicht haben, wir aber noch lange nicht am Ziel sind, was gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit oder die Repräsentation in politischen und unternehmerischen Führungspositionen und andere Bereiche angeht. Es ist ein Tag, um das Erreichte Revue passieren zu lassen und ebenso einen Blick in die Zukunft, auf die Arbeit, die noch vor uns liegt, zu werfen.  

Was war die interessanteste Reportage, an der Sie während ihrer Laufbahn gearbeitet haben?  

Die interessanteste Reportage, an der ich bis dato gearbeitet habe, war die Berichterstattung über die Aufnahme der Gründungself der Frauen in die Hall of Fame des Fußballs in Deutschland. Das Event, die Interviews, die ich geführt habe, und die Recherche gaben mir einen Einblick, wie sehr Frauen in diesem Land darum kämpfen müssen, sich einen Platz in einer der am stärksten von Männern dominierten Branchen in der Gesellschaft zu sichern. Dabei wurde ich damit konfrontiert, dass Frauen, selbst wenn sie auf professionellem Niveau spielen und bereits bewiesen haben, dass sie zu den Besten der Welt gehören, immer noch kämpfen müssen: um Anerkennung, Respekt und finanzielle Mittel. Sie müssen darum kämpfen, immer mehr Menschen zu überzeugen, dass ihr Sport es wert ist, angeschaut zu werden. Dieses Erlebnis war ein beeindruckendes Beispiel dafür, warum es so lange dauert, bis Frauen in männerdominierten Bereichen aufsteigen und als erfolgreich wahrgenommen werden.  

Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die eine Karriere im Journalismus anstreben?  

Ich würde ihnen raten, eine Karriere im Journalismus zu verfolgen, ohne Angst zu haben, nicht gut genug zu sein. Das so genannte „Impostor-Syndrom“ gibt es wirklich und es betrifft vor allem Frauen. Im Gegensatz zu Männern sind wir nicht so sozialisiert, dass wir glauben, dass bestimmte Bereiche uns gehören, oder dass wir automatisch einen Platz am Tisch „verdient“ haben. Daher zweifeln viele Frauen an ihren eigenen Fähigkeiten, sie zweifeln an ihrem Talent und lassen sich durch diese Unsicherheit in ihrem Ehrgeiz bremsen. Ich würde jungen Frauen, die in die Branche einsteigen möchten, raten, an sich selbst zu glauben und eine Balance zwischen konstruktiver Selbstkritik und Wertschätzung und Stolz gegenüber der eigenen Arbeit zu finden.