Uganda: Wie die App „Voice Deck“ Reporterinnen und Reporter unterstützt | Afrika | DW | 09.11.2023
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Afrika

Uganda: Wie die App „Voice Deck“ Reporterinnen und Reporter unterstützt

Die Abgeschiedenheit einiger Gebiete im ländlichen Uganda erschwert die Berichterstattung. Eine neue App hilft Medienschaffenden, ihre Reisekosten zu senken und ihre Geschichten zu veröffentlichen.

Uganda | Reporterin Iyolu Leah Rose

Die Reporterin Leah Iyolu berichtet über den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Hier führt sie ein Interview mit Hilfe der App "Voice Deck".

Als alleinerziehende Mutter geht Leah Iyolu sorgfältig mit ihrer Zeit und ihrem Geld um. Doch als Bürgerreporterin für Radio Etop im ländlichen Uganda, ist sie oft mit langen beschwerlichen Reisen und Kosten konfrontiert, die anfallen, wenn sie in schwer erreichbaren Gegenden ihre Geschichten recherchiert.

Das hat sie bisher nicht davon abgehalten, über wichtige Themen zu berichten, wie die schlechte Gesundheitsversorgung und den Personalmangel in den Schulen im Bezirk Katakwi. Sie recherchierte auch eine Geschichte über streunende Nilpferde in den Bezirken Toroma und Kapujan, interviewte Mitarbeitende von Behörden sowie Bewohnerinnen und Bewohner und berichtete über die Schäden, die die mächtigen Tiere hinterlassen haben.

Um über diese und andere Geschichten zu berichten und ihre Arbeit möglichst effizient zu gestalten, verlässt sich Leah Iyolu auf die App „Voice Deck“ – ein Tool der DW Akademie, das Reporterinnen und Reporter beim Sammeln und Verarbeiten von Nachrichten unterstützt. „Voice Deck“ wurde von Jonathan Tusubira, Project Officer und Trainer der DW Akademie, entwickelt. Sie ermöglicht es, schnell und sicher Story-Entwürfe zu senden und zu empfangen, sie zu bearbeiten und dann zu veröffentlichen, auch wenn es kein Netzwerk gibt.

Außerdem bietet sie mehrfachen Echtzeit-Zugriff und macht nachvollziehbar, welche Journalistinnen und Journalisten welchen Beiträgen zugewiesen sind. So zeigt sie jederzeit ein klares Bild davon, wie sich ein Beitrag entwickelt.

Nachrichten kostengünstiger verbreiten

Für seine Idee wurde Jonathan Tusubira 2019 mit dem Social Innovation Challenge Award ausgezeichnet, der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, der Welthungerhilfe und der Akademie der Zivilgesellschaft vergeben wird. In seiner Bewerbung um die Auszeichnung stützte er sich auf Forschungsergebnisse, die den Zusammenhang zwischen freier Meinungsäußerung, höheren Einkommen, niedrigerer Kindersterblichkeit und höherer Alphabetisierungsraten unter Erwachsenen belegen.

„Die Mehrheit der Reporter in Uganda arbeitet in abgelegenen Gebieten“, sagt er. „Deshalb gab es schon länger ein Interesse daran, Nachrichten besser verbreiten zu können. Als Journalist zu veröffentlichen, motiviert, aber es kann auch sehr zeitaufwändig und teuer sein.“

Tusubira hat „Voice Deck“ seitdem entwickelt und die Beta-Version der App wird mittlerweile von sieben Radiostationen in Uganda genutzt. Sie hat Leah Iyolu oft geholfen – unter anderem damit, ihre Stücke vor Redaktionsschluss liefern zu können und ihre Reisekosten zu senken. „Früher musste ich an den Tagen, an denen ich eine Geschichte abgeben sollte, in die Redaktion fahren“, erzählt sie. „Und es gab oft Verspätungen.“

Auch Reporterin Christine Itado kennt das Problem. Sie berichtet aus dem Bezirk Kaeramaido im Osten Ugandas. „Ich habe viel Zeit damit verschwendet, zu klären, wie ich mein Stück ins Radiostudio bekomme. Diese Zeit hätte ich besser nutzen können, um mit Quellen zu sprechen,“ sagt sie. Der Zeitdruck habe oft dazu geführt, dass sie ihrem Redakteur „manchmal halbgare Geschichten“ schickte.

Uganda Kaberamaido District community reporter Itado Christine

Reporterin Christine Itado führt mit Hilfe der App ein Interview mit einem Beamten auf der Mülldeponie Aminit. In ihrer Reportage ging es um die Sicherheit der Arbeiterinnen und Arbeiter und die Auswirkungen auf die Umwelt am Standort.

„Voice Deck“ ist vielseitig

Auch Redakteurinnen und Redakteuren, die Geschichten abnehmen und Sendungen planen, kann die neue App helfen. Sie bietet einen Überblick darüber, welche Stücke wie weit gediehen sind und bietet außerdem die Möglichkeit, auch die Reporterinnen und Reporter über den Stand der Planung auf dem Laufenden zu halten. So bekommen sie mit, wann ihre Geschichte veröffentlicht wird und können zum Beispiel ihre Quellen benachrichtigen. Geschichten in der App lassen sich mit verschiedenen Filtern durchsuchen: Nutzende können sehen, ob ein Stück angenommen oder abgelehnt wurde oder ob es noch geprüft wird und sie können nach Titel, Kategorie, Ort, Autorenschaft oder Datum suchen.

Elizabeth Akikor, Redakteurin bei ETop News, sieht außerdem Sparpotenzial beim Planen der Einsätze ihrer Reporterinnen und Reporter. „Es braucht viel Geld (für die Dienstreisen, Anm. d. Red.),“ sagt sie. „Voice Deck kann uns Geld sparen.“

Leah Iyolu fügt hinzu, dass sie den Speicherplatz in „Voice Deck“ schätze. Sie müsse nun keine Geschichten mehr löschen, um Speicherplatz auf ihrem Telefon oder Laptop freizugeben. Außerdem sei die Eingabeaufforderung hilfreich, die sie darauf hinweist, die Struktur ihrer Geschichten zu überprüfen (das Wer, Was, Wo, Wann, Warum und Wie, Anm. d. Red.). Jonathan Tusubira betont, dass die App alle Schritte der Berichterstattung abdecken solle.

Alles an einem Arbeitstag

Mittlerweile nutzen mehr als 70 Medienschaffende in Uganda die App. Laut Jonathan Tusubira befindet sie sich noch in der Pilotphase, und es gebe Pläne, sie benutzerfreundlicher zu gestalten und die Übersetzung von Texten ins Englische vielseitiger zu machen – keine Kleinigkeit angesichts der Tatsache, dass in Uganda 41 Sprachen gesprochen werden. Dies solle weiter dazu beitragen, Kosten zu senken und Berichterstattungs- und Redaktionsprozesse zu rationalisieren.

Doch „Voice Deck“ hat bereits jetzt die Anerkennung von Journalistinnen und Journalisten gewonnen. Für Christine Itado, die wie Leah Iyolu alleinerziehende Mutter ist, ist es von größter Bedeutung, dass sie ihre Arbeit schnell und zuverlässig erledigen kann.

„Die App ist für mich kosteneffizient, weil ich Daten sparen kann, wenn ich für eine Recherche reise und von dort eine Geschichte einreichen muss“, sagt sie. „Mir gefällt auch, dass ich mehr Zeit mit meinen Gesprächspartnern verbringen kann, insbesondere mit Frauen, und sie mir von ihren Herausforderungen erzählen. Voice Deck trägt dazu bei, dass ich Geschichten veröffentlichen und so effizient arbeiten kann, dass ich noch Zeit für meine Familie habe.“

 

„Voice Deck“ wurde seit 2019 für die DW Akademie entwickelt und befindet sich aktuell im Beta-Stadium. Die Social Innovation Challenge war ein gemeinsames Projekt der Civil Society Academy, der Welthungerhilfe und Impact Hub mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Civil Society Academy wurde 2014 als eine Initiative der Welthungerhilfe gegründet, um soziale Pionierleistungen, Führungskräfte der Zivilgesellschaft, Aktivistinnen und Aktivisten der Entwicklungszusammenarbeit bei der Erfüllung ihrer Mission und Vision zu unterstützen.

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