"Wir haben die Krise als Chance für Innovation genutzt" | Corona-Spezial | DW | 29.07.2021
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Fighting the Infodemic: Medien in Zeiten von Covid-19

"Wir haben die Krise als Chance für Innovation genutzt"

Die Pandemie ist eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise – und sie ist auch eine Medienkrise. Andererseits ist sie eine Gelegenheit, kreativ zu sein, sagt Abaas Mpindi von der Media Challenge Initiative in Uganda.

Uganda professionellen Journalismus fördern

Abaas Mpindi von der Media Challenge Initiative in Uganda.

Zunächst einmal: Wie geht es Ihnen, Abaas? 

Abaas Mpindi: Mir geht es gut, denke ich. Ironischerweise nutze ich persönlich den zweiten Lockdown in Uganda, um Projekte voranzutreiben. Aber insgesamt ist die Situation natürlich nichts, über das man sich freuen könnte. Viele Menschen hier kämpfen darum, täglich Essen auf den Tisch zu bekommen oder damit, den ganzen Tag in einem Raum verbringen zu müssen. Viele werden krank oder verlieren Menschen, die ihnen nahestehen und können nicht einmal auf deren Beerdigung gehen. Wir neigen hier dazu, zu sagen: Das ist Gottes Plan. Aber es ist schwer zu ertragen, und ich sage, es ist ein schrecklicher Plan. 

MCI bietet Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für junge Journalistinnen und Journalisten in Uganda an. Wie hat die Pandemie Ihre Arbeit verändert? 

Bereits während des ersten Lockdowns im März 2020 haben wir uns auf digitale Arbeitsweisen verlegt. Mit Hilfe unserer Partner von der DW Akademie konnten wir unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Datenpaketen versorgen.

Uganda | Promo Foto Radio Show | MCI Media Challenge Initiative

Gesundheitsjournalismus: zuverlässige Informationen über Covid-19 sind überlebenswichtig.

Da sie derzeit nicht an die Universität gehen können, nehmen sie online an unseren Kursen teil. Wir verfolgen dabei einen dreistufigen Ansatz: Unsere Journalismus-Kurse finden auf einer Online-Plattform statt. Die Sitzungen moderieren wir mit Hilfe von Videokonferenzen. Anschließend nutzen wir Gruppen in Messenger-Apps, um die Aufgaben im Detail mit den Studierenden durchzugehen und ein Gruppen-Mentoring anzubieten. In gewisser Weise hat uns der Lockdown in vielen Ländern geholfen, international renommierte Medienexpertinnen und -experten – aus Ghana, Nigeria, Frankreich, den USA oder Deutschland – zu gewinnen, die somit die Möglichkeit und die Zeit hatten, online bei uns Kurse zu geben.  

Covid-19 hat also geholfen, Ihr Angebot zu verbessern? 

Ja. Wir konnten die Qualität unserer Interaktion und Moderation verbessern. Durch die Digitalisierung unseres Lehrplans sehen wir nun die Möglichkeit, Studierende in Burundi, Somalia oder dem Südsudan zu erreichen, die vorher nicht an unseren Kursen hätten teilnehmen können.

Uganda | Promo Foto Radio Show | MCI Media Challenge Initiative

Das Radio ist immer noch das vorherrschende Medium, aber die Online-Medien holen in Uganda auf.

Wir haben die Krise als Chance für Innovation und Transformation genutzt. Wir haben viele kreative Ideen entwickelt, die auch in Zukunft Bestand haben werden. So haben wir beispielsweise letztes Jahr unser MCI-Radio ins Leben gerufen. Studierende produzieren mit ihren Handys Nachrichtenbeiträge oder Reportagen aus ihren Kommunen und schicken sie uns, damit wir sie in unserem Radioprogramm senden. Auf diese Weise haben wir bereits mehr als 230 Radiosendungen produziert.  

Können Sie weitere Beispiele für Innovation in Zeiten der Krise nennen?  

Media Challenge Initiative

Die #IWillStandIn-Kampagne von MCI will Redaktionen unterstützen.

Wir haben die #IWillStandIn-Kampagne ins Leben gerufen. Wir konnten damit Stipendiatinnen und Stipendiaten, aber auch Ehemalige mobilisieren, die bereit sind, als „Reserve“ bei Medienanstalten einzuspringen, wenn dort viele Mitarbeitende erkranken.

Außerdem haben wir die „Debunk Show“, eine Sendung in den sozialen Medien, gestartet, um gegen die zunehmende Fehl- und Desinformation im Zusammenhang mit Covid-19 und anderen Themen vorzugehen. Darüber hinaus haben wir unseren Gesundheitsjournalismus-Kurs, der sich vorher auf die Berichterstattung zu Gesundheitsthemen konzentrierte, auf die psychische Gesundheit der Journalistinnen und Journalisten selbst ausgeweitet. Viele von ihnen kämpfen derzeit mit Depressionen, Angstzuständen oder Einsamkeit. 

Inwiefern hat sich die Rolle von Journalistinnen und Journalisten verändert? 

Die Pandemie hat deutlich gemacht: Die Welt braucht Journalistinnen und Journalisten mehr denn je. Wenn sie nicht die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen betont und den Rat von Gesundheitsexpertinnen und -experten vereinfacht und verbreitet hätten, hätten wir noch mehr Menschen verloren. Andererseits gibt es auch einige kritische Punkte: Viele Menschen sind die zahllosen Berichte leid, die sich ohne Kontext nur auf Zahlen beziehen – zum Beispiel auf die Infektionsrate oder die Zahl der Todesopfer. Und viele Geschichten, die nichts mit Covid-19 zu tun hatten, haben es nicht in die Nachrichten geschafft, obwohl es wichtig gewesen wäre, sie zu erzählen. Das betrifft zum Beispiel Themen wie Malaria, HIV oder Migrationsfragen. Aber insgesamt glaube ich, dass Journalistinnen und Journalisten ein Lob dafür verdienen, dass sie die Welt gerettet haben. Denn, ja, ich glaube wirklich, dass sie die Welt retten. Daher wollen wir noch in diesem Jahr eine Preisverleihung organisieren, um herausragende journalistische Leistungen zu würdigen. 

 

Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.

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