Austausch und Vernetzung in bewegten Zeiten: In Tunis kamen Mitte Februar über 50 Alumni der DW Akademie zusammen. Sie alle sind Gestalter einer Medienlandschaft im Wandel.
Über 50 Journalisten, Direktoren und Dozenten von Journalistikinstituten waren aus ganz Tunesien angereist, um am Alumnitreffen der DW Akademie teilzunehmen. Das Bedürfnis nach Austausch war groß: Der Rückblick auf die Zeit seit der Revolution, die politischen Entwicklungen und die eigenen Erfahrungen in den Sendern und Redaktionen - das Treffen bot Gelegenheit, sich über Herausforderungen in der anhaltenden Umbruchsphase zu unterhalten.
Alle Medienschaffenden teilen die gemeinsame Lernerfahrung mit der DW Akademie, die noch einmal rückblickend beurteilt wurde. "Wir wollten nachhaken, was unsere vielfältigen Maßnahmen bisher bewirkt haben und welche Inhalte noch ausstehen", berichtet Bernd Rößle, Koordinator für Nordafrika. "Die Teilnehmer waren sehr angetan von den Workshops und Trainings und berichteten, dass ihre Arbeitsabläufe und Berichterstattung professioneller geworden seien", so Sarah Mersch, Trainerin der DW Akademie. Darüber hinaus gab es konkrete Vorschläge für künftige Trainings. Viele wünschen sich, dass in Zukunft öfter die Redaktionsleiter und Sendechefs in die Trainings miteinbezogen werden, damit sich langfristig auch die Strukturen ändern.
Am Nachmittag ein besonderer Höhepunkt: Auf Einladung des deutschen Botschafters für Tunesien, Jens Plötner, wurde auf einem anschließenden Empfang über die Rolle Deutschlands bei der Unterstützung des demokratischen Wandels in Tunesien gesprochen. Botschafter Plötner betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Medien für ein freies demokratisches Tunesien, lobte die Aktivitäten der DW Akademie und wünschte auch künftig eine Fortführung der Maßnahmen. Vor allem aufgrund der innenpolitischen Führungskrise und den Massenprotesten, die sich zuletzt ereignet hatten, sei der Zugang zu freien und fairen Informationen besonders entscheidend. Den Medienschaffenden im Land komme daher eine tragende Rolle zuteil.
Kontinuierliche Unterstützung
Es war das erste Alumnitreffen in Tunesien, seit die DW Akademie kurz nach der Revolution damit begann, die demokratischen Prozesse im Land zu unterstützen. Zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung richtete sie unmittelbar nach dem Sturz Ben Alis eine Konferenz mit führenden Journalisten, Vertretern staatlicher und privater Medien und Akteuren der Zivilgesellschaft aus, um über die Rolle und Zukunft der Medien in der Demokratie zu sprechen. Seitdem finden regelmäßig Trainings für Journalisten, Beratungsprojekte für Medienmanager sowie Kooperationsprojekte mit Ausbildungsinstituten statt. Das Ergebnis: Die DW Akademie begleitet die demokratischen Prozesse im Land kontinuierlich, bislang konnten sich über 300 Journalisten, Chefredakteure und Redaktionsleiter weiterbilden.
Auch wenn die Lage für Journalisten bei weitem noch nicht stabil ist - Reporter ohne Grenzen verzeichnet immer wieder Übergriffe auf Journalisten -, gehören die Pressefreiheit und die Entstehung einer vielseitigen Medienlandschaft zu den wichtigsten Erfolgen der Revolution. Nach dem Wegfall der strengen Zensur der Medien unter dem alten Regime ist es zu einer explosionsartigen Entwicklung auf dem Medienmarkt gekommen. Etliche neue Privatsender sind entstanden, staatliche Sender überdenken ihre Strukturen, der Zeitungsmarkt boomt. Auch im Internet entstehen immer neue Angebote.
Die DW Akademie wird deshalb ihr Engagement in Tunesien in Zukunft durch langfristige Maßnahmen fortsetzen und weiter ausbauen. Seit Anfang des Jahres ist Rüdiger Maack als ständiger Mitarbeiter der DW Akademie vor Ort, um Projekte zu koordinieren und in enger Abstimmung mit den tunesischen Partnern zu planen und durchzuführen.